Gelebter Glauben

Leben im SLW: Wie der Glaube mit den Kindern im Kindergarten St. Josef Parsberg gelebt wird 

Parsberg. „Wie mag es sich anfühlen, ein schweres Kreuz auf den Schultern tragen zu müssen...?“ Die Figur in der Mitte des Stuhlkreuzes hat eine gebeugte Haltung, das Gesicht ist nicht zu erkennen. Mucksmäuschenstill ist es im Raum. „Wie geht es mir, wenn der Opa oder die Oma gestorben ist?“ Erzieherin Kristina der KiTa St. Josef in Parsberg nahe Regensburg schaut in die Runde. Betretene Gesichter. „Mein Freund Jesus lässt mich nie allein“, fährt sie fort. „Immer ist er da. Auch wenn mein Herz ganz schwer ist und ich traurig bin.“ Oft helfe es, wenn etwas Zeit vergehe, erklärt Kristina, und legt ein großes Zifferblatt in die Mitte des Stuhlkreises.

Die Kinder und Erzieher sitzen im Stuhlkreis. Die Figur in der Mitte des Stuhlkreuzes hat eine gebeugte Haltung, das Gesicht ist nicht zu erkennen.

Trauer und Verlust erleben auch die Kleinsten schon: Sie sind mit der Trennungssituationen der Eltern ebenso konfrontiert wie mit der Realität, dass eines Morgens der Hamster oder Wellensittich tot im Käfig liegen kann. Als die Kinder der Gruppe Sausewind die Geschichte von Jesu Leiden in kindgerechter Sprache hören, liegt maximale Aufmerksamkeit in der Luft. „Uns ist wichtig, dass wir nicht zu viel Zeit verstreichen lassen zwischen Tod und Auferstehung“, erläutert Kita-Leitung Monika Goldhacker-Paulus. In einer baldigen Auflösung des Spannungsbogens sollen Kinder die wertvolle Erfahrung machen dürfen, dass nach Regen die Sonne wieder scheine, Jesu Geschichte gut aus gehe, die Freude über die Trauer siege. Aus der Raupe Pasquarella, bestehend aus bunten Holzperlen, ist ein wunderschöner Schmetterling geworden, der vorsichtig von Hand zu Hand geht, für fast andächtige Bewunderung und Entzückung sorgt. „Die alte Hülle brauche ich nicht mehr“, lässt die Raupe über Erzieherin Kristina verkünden.

Religiöse Feste und Riten gehören im katholischen Kindergarten St. Josef dazu. Nicht nur zur Fastenzeit, in der die Kinder diesmal die Geschichtenerzählerin Pasquarella zu Besuch hatten; jede Perle der Raupe steht für eine Jesus-Geschichte: Von der Taufe Jesu am Jordan, einer Schlüsselerzählung, um die Botschaft Jesu zu verstehen, und der Heilung des blinden Bartimäus, einer Erfolgsgeschichte, die das Leben der Menschen hell und froh machen will, ging es über den Einzug in Jerusalem und die Vertreibung der Händler aus dem Tempel, einer Erzählung, in der deutlich wird, dass Jesus nicht nur Freunde gewinnt, und das letzte Abendmahl bis hin zu Jesu Tod am Kreuz und Auferstehung. Dazu gab es Lieder und Bastelangebote. Es soll deutlich werden: Die Botschaft Jesu macht Mut und ist immer wieder aktuell.

Im katholischen Kindergarten St. Josef in Parsberg ist religiöse Erziehung Teil des Alltags

Auch St. Martin und Weihnachten sind wichtige Zäsuren im Kindergartenalltag; außerdem werden neben den Geburtstagen auch die Namenstage gefeiert. Darüber hinaus sei auch das Gebet ein fester Bestandteil im Tagesablauf, so Monika Goldhacker-Paulus. Gelebten Glauben nennt sie das. Und ist immer wieder erstaunt darüber, wie erfreut einige Familien über diese Riten seien, zumal insbesondere der Namenstag vielfach keinerlei Bedeutung mehr im Alltag zu haben scheine. „Für manche stellt dieses Angebot einen deutlichen Mehrwert dar“, fasst die KiTa-Leitung die Reaktionen zusammen. Ihr ist wichtig, dass auch Feiertage anderer Religionen und Glaubensrichtungen nicht zu kurz kommen und Würdigung erhielten, berücksichtigt, thematisiert und miterlebt würden. Schließlich gehörten nicht zuletzt ein wertschätzender und respektvoller Umgang zum Leitbild der Einrichtung. Ebenso wie Achtsamkeit und Offenheit: „Die Eltern wissen“, sagt Monika Goldhacker-Paulus, „dass uns als Einrichtung diese Werte wichtig sind.“ So sollen die Kinder über religiöse Geschichten etwa (auch) an Empathie herangeführt werden. „Natürlich bekommen wir nur begrenzt mit, wie zu Hause mit solchen Inhalten umgegangen wird“, räumt die 49-Jährige ein. „Wir möchten einfach, dass die Kinder spüren: Da ist noch jemand außer Mama und Papa, der immer bei mir ist und auf mich aufpasst.“

„Ist jetzt alles aus?“, fragt Erzieherin Kristina mit Blick auf das österliche Geschehen auf den Tüchern in der Mitte des Stuhlkreises. Der Stein ist weg, das Grab ist leer – und nun? „Der Engel hier“, erklärt Kristina und zeigt auf die Figur, die neu dazu gekommen ist, „ist niemand anders als unser Freund Jesus. Erinnert ihr euch? Nun gibt es für die Geschichte doch noch ein gutes Ende.“ Die Osterfreude, gepaart mit Erleichterung, geht auch den Kleinsten durch den Magen: Gemeinsam machen sich Kinder wie Erzieherinnen über Schnittlauchbrote und Tee her, bevor die Einrichtung für die nahenden Ferien schließt und jedes Kind ein selbst gebasteltes Osternest mit nach Hause nehmen darf.   Ulrike Schwerdtfeger

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