• Eine Grundschulklasse. Ein Mädchen hebt die Hand zum Melden.

Warum im Förderverein SLW e.V. jeder Cent Wurzeln schlägt

Altötting. Kinder mit traumatischen Erfahrungen brauchen für ihre Heilung und positive Entwicklung mehr als eine warme Bleibe. Aber meist reicht für dieses „Mehr“ die staatliche Standardfinanzierung nicht aus. Der Förderverein SLW e.V. schließt diese Lücke und deckt mit Ihren Spenden das ab, was das System nicht leisten kann. Andrea Obele führte mit Vorstandsvorsitzendem Johannes Erbertseder und Präses Br. Marinus Parzinger über dieses wichtige Thema ein Interview.

Zwei Männer stehen mit Rucksäcken vor einem Haus.

SLW-Präses Br. Marinus (re.) und Vorstandsvorsitzender Johannes Erbertseder mit Rucksäcken, mit denen die Kinder und Jugendlichen zukünftig zur Erlebnispädagogik am Berg wandern werden. Auch diese konnten nur durch Spenden finanziert werden. Foto: Obele

Kein sicheres Zuhause, keine verlässliche Bezugsperson, manchmal sogar nicht einmal das Vertrauen in Erwachsene: Kinder und Jugendliche, die mit sozial-emotionalen Förderbedarfen in den Einrichtungen der Stiftung SLW Altötting (Seraphisches Liebeswerk) aufgenommen werden müssen, starten mit wenig ins Leben. Was sie tatsächlich brauchen, ist mehr als ein Bett, Kleidung oder Essen. „Das, was Kinder wirklich stark macht, nämlich Beziehung, Vertrauen und Zugehörigkeit, ist in der staatlichen Finanzierung nicht ausreichend vorgesehen“, erklärt Johannes Erbertseder, Vorstandsvorsitzender der Stiftung SLW Altötting. Und genau in diese Lücke springt der Förderverein SLW e.V. seit über 130 Jahren ein.

Historischer Auftrag mit aktueller Bedeutung
1889 wurde das Seraphische Liebeswerk gegründet. Zu der Zeit gab es keinerlei staatliche Unterstützung. Der damalige Kapuzinerpater Cyprian Fröhlich setzte auf die Kraft vieler, denen er die Möglichkeit gab, sich auch mit kleinen Beträgen für die franziskanische Caritas einzusetzen. „Er war sehr klug und hat viele Menschen angesprochen, um sie für seine Idee zu gewinnen“, erzählt Bruder Marinus, Präses des SLW Altötting. „So ist, getragen von der Idee, gemeinsam etwas für Kinder zu bewegen, ein großer Verein entstanden.“ Auch heute hilft der Verein dort, wo staatliche Mittel enden. „Unser Auftrag ist immer noch, Kindern zu helfen, die Hilfe- und Unterstützungsbedarfe, aber keine Lobby haben, für die sonst keiner oder nur wenige einstehen“, betont Erbertseder.

Kinder und Jugendliche außerhalb der Norm
Das staatliche System rechnet bei den stationären, teilstationären und ambulanten Diensten und anderen Angebotsformen der Erziehungshilfe des SLW Altötting mit Durchschnittswerten. Zum Beispiel mit nur zwei Jahren Verweildauer in einer Einrichtung, festen Gruppengrößen, klaren Personalschlüsseln. Für Kinder, die aufgrund ihrer schwierigen Erlebnisse mehr Aufmerksamkeit brauchen, ist kaum Spielraum vorgesehen. „Unsere Kinder und Jugendlichen entsprechen aber keinem Durchschnitt, und sie lassen sich nicht in starre Systeme pressen“, so Erbertseder. Manche bleiben, bis sie 18 Jahre alt sind oder auch darüber hinaus. Aber immer öfter bräuchten Kinder und Jugendliche kleinere Gruppen und intensivere Hilfe. Es gibt aber zu wenig Plätze, so dass Kinder und Jugendliche oftmals in größeren Gruppen untergebracht werden müssen, obwohl sie intensivere Hilfebedarfe hätten. Oder sie brauchen viel mehr persönliche Unterstützung und Zuwendung, als das mit dem vorgegebenen Personalschlüssel möglich wäre.

Teuer: Professionelle Ausstattung und Personal
„Im Heimkontext gelten neben hohen Personalkosten zudem ganz andere und meist viel komplexere Anforderungen als in einer Familie“, erklärt der Vorstandsvorsitzende. „Eine normale Schaukel aus dem Baumarkt darf bei uns zum Beispiel gar nicht verwendet werden. Für eine neue Schaukel nach Vorschrift sind da schnell 20.000 Euro fällig.“ Auch Kleidung muss robuster oder mehrfach vorhanden sein, weil viele Kinder ihren starken Bewegungsdrang oder intensive emotionale Belastungen ausleben müssen. Zudem braucht es ein „Mehr“ an pädagogischen Materialien.

Ein Heimkind, das in der Klasse ein Außenseiter bleibt, weil es sich beispielsweise kein Eis leisten kann – auch das soll es im SLW nicht geben. „Wir wollen verhindern, dass unsere Kinder stigmatisiert werden“, betont Erbertseder. „Sie sollen auf Augenhöhe mit ihren Mitschülern leben können.“

Auch Freizeit ist pädagogische Arbeit
Freizeitangebote wie Schwimmbadbesuche, Wanderungen oder Freizeitcamps sind für Kinder aus funktionierenden Familien einfach nur Spaß und Ausgleich. Im SLW sind sie Teil der pädagogischen Arbeit und können nur durch Spenden finanziert werden. Denn da, wo in Vereinen sonst Eltern oder Ehrenamtliche die Betreuung übernehmen (können), erfordern die traumatisierten Bewohner der SLW-Einrichtungen einen hohen Betreuungsaufwand und viel professionelles, pädagogisches Feingefühl. Das kostet entsprechend mehr.

 „Was bei uns Freizeit heißt, ist weit mehr als ein Zeitvertreib“, beschreiben Bruder Marinus und Erbertseder. „Es geht darum, als Gruppe zusammenzuwachsen, sich selbst zu erleben, neue Erfahrungen zu sammeln. Gerade in der sozialen Interaktion liegt oft das größte Potenzial, um in den Kindern wirklich etwas in Bewegung zu setzen.“ Wie heilsam solche Erlebnisse sein können, wird zum Beispiel dann deutlich, wenn ein Kind mit ADHS bei einer erlebnispädagogischen Maßnahme teilnimmt und sich dadurch eine Linderung seiner Symptome ergibt.

Berghütte als Erlebnisraum der Erlebnispädagogik
Ein aktuelles Projekt, das 2026 realisiert wird, zeigt beispielhaft, wie gezielte Förderung aus Spendenmitteln aussehen und wirken kann: In den Chiemgauer Alpen wird derzeit eine Berghütte für erlebnispädagogische Maßnahmen ertüchtigt. Sie soll künftig allen Kindern und Jugendlichen des SLW als Rückzugsort dienen. Für gemeinsame Wanderungen, Naturerfahrungen und Gruppenprozesse fernab des Heimalltags. „Es geht dabei aber nicht um Luxus oder einen Bergurlaub“, verdeutlicht Bruder Marinus. „Es geht darum, dass Kinder sich selbst und auch im Team erleben können. Dass sie merken: Ich kann etwas schaffen. Gerade für Kinder, denen von klein auf wenig zugetraut wurde, ist das eine kraftvolle Erfahrung, die Selbstvertrauen schafft und lange nachwirkt.“

Jeder Cent zählt für Kinder in Not
„Wenn über Kinder in Not gesprochen wird, denken viele an ferne Länder“, weiß Bruder Marinus. „Dass auch hier bei uns Kinder dringend Hilfe brauchen, weil sie arm sind, ausgeschlossen oder verletzt wurden, wird oft übersehen.“ Diese Kinder haben niemanden, der für sie spricht. Der Förderverein SLW e.V. tut das. Jede Spende, jede Fördermitgliedschaft, jede Form der Unterstützung trägt dazu bei, dass Kinder nicht nur versorgt werden, sondern verwurzeln, in Sicherheit wachsen und heilen können. „Wer uns unterstützt, hilft dabei, dass benachteiligte Kinder und Jugendliche wirklich eine Zukunft haben“, fasst Erbertseder eindrücklich zusammen. „Und das ist vielleicht das Wertvollste, was man geben kann.“

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